Inzwischen sind 7 Jahre Umfragedaten der @Bundesregierung verfügbar, leider immer erst 6–9 Monate später: https://search.gesis.org/research_data/ZA7840
Die über #Forsa machen etwa 60 % der dort insgesamt Befragten aus, etwa 1'500 pro Woche. Die Bundesregierungsdaten sind nicht so detailiert wie das nicht mehr so leicht zugängliche Original, ermöglichen aber schon einen guten Überblick über den zeitlichen Verlauf und etliche Einzelaspekte. #Sonntagsfrage #WahlThread [1/11]
Auf einzelne Wochen muss man die Befragten selber zuordnen (Wochengrenzen lassen sich durch wöchentlich wechselnde Fragen ermitteln). Ich hab hier wochenweise mit einem 5-punktigen Binomialfilter geglättet. Die nominelle Woche hat also 3/8 Gewicht, die davor und danach je 1/4 und die mit 2 Wochen Abstand je 1/16. Die zum Vergleich eingezeichneten Projektionswerte beziehn sich auf mehr Befragte und teils auch leicht abweichende Zeiträume. [2/11]
Entgegen häufigen Vorwürfen sind die Abweichungen zu den gemessenen Zahlen bei Forsa ziemlich gering. Die wesentliche Methode, um sie näher an die Realität zu bringen, ist schon die Gewichtung nach Recall. Die Befragten werden also so gewichtet, dass bei der Frage, wie sie bei der jeweils letzten #Bundestagswahl gewählt haben, genau das reale Ergebnis rauskommt. Hier zum Vergleich völlig ungewichtete Werte (bei Forsa nicht durch absichtlich ungleichmäßige Auswahl verzerrt): [3/11]
Hauptsächlich hat die Recallgewichtung also den Effekt, die AfD auf realistischere Werte zu erhöhen und die Grünen zu verringern. Fehler durch zufällig oder systematisch ungleichmäßige Teilnahme werden damit zumindest bei den Stammwählern in der Theorie eliminiert. Der Haken dran ist, dass die Angaben zum vorigen Wahlverhalten ziemlich unzuverlässig sind. Etliche bestehn da auf ihrem #Wahlgeheimnis, und im Lauf der Wahlperiode wissen auch immer mehr nicht mehr, was sie gewählt haben. [4/11]
Das Modell von Forsa betrachtet die wohl alle als Nichtwähler, so wie auch die Unentschlossenen bei der Sonntagsfrage. Bekennende #Nichtwähler sind in solchen Umfragen dafür praktisch immer viel zu wenig. Selbst nach Ergänzung mit sonstigen Befragten ohne bekannte Wahlabsicht bzw. -entscheidung sind es meistens noch zu wenig. Hier türkis die Wahlabsicht und rosa die Rückerinnerung, dicke Linien gewichtet und dünne ungewichtet. Projektiert meistens deutlich mehr. [5/11]
Insgesamt ändern sich die Recalllosen nicht stark, aber anfangs sind mehr Verweigerer darunter und später mehr, die wissen, dass sie nichts mehr wissen. Außerdem werden aber auch die Leute immer mehr, die fälschlicherweise glauben, schon bisher das gewählt zu haben, was sie momentan wählen würden. Dadurch ist insbesondere vor der #btw21 das Gewicht der Stammwähler der Linken künstlich vergrößert worden; reale Wähler der Grünen 2017 haben dagegen zeitweise stark an Gewicht eingebüßt … [6/11]
… (wobei das in dem Fall trotzdem eher realistischer wird). In der Gesamtbetrachtung ist das Ergebnis dieser Vorgehensweise nicht so schlecht, aber bei der Interpretation von Details muss man vorsichtig sein und das im Blick haben.
Im Folgenden verwend ich stärkere Glättung mit 15-punktigem Binomialfilter, um bei den Details nicht zu viel statistisches Rauschen drinzuhaben. Die mittleren 3 Wochen machen da noch knapp 58 % vom Gewicht aus und die mittleren 5 Wochen etwa 82 %. [7/11]
Erstmal die Zusammensetzung der (potenziellen) Wähler nach bei der letzten #Bundestagswahl gewählten Parteien. Hier alles in Prozent der Wahlberechtigten, weil auch bisherige Nichtwähler im Spiel sind. Bei den Nichtwählern (türkis) muss man aber berücksichtigen, dass die nur konstruiert sind. Am Anfang der Wahlperiode werden die in Wirklichkeit überwiegend entweder schon bisher die jeweilige Partei gewählt haben oder auch künftig eher garnicht wählen. [8/11]
Interessant sind bei den Nichtwählern eher die Veränderungen im Lauf der #Wahlperiode. Aber auch da muss man vorsichtig sein, weil sich wie gesagt die Zusammensetzung dieser Gruppe deutlich ändern kann.
Hier #CDU/#CSU, #SPD und #Grüne sowie die #Nichtwähler. Parteiwechsler werden wohl eher unterschätzt, und das in unterschiedlichem Ausmaß, aber die Werte geben zumindest einen Anhaltspunkt, woher Gewinne einer Partei kommen. [9/11]
Bei der #AfD ist zumindest der größere Anstieg vom letzten Herbst schon drin. Dass ein relevanter Teil von bisherigen Nichtwählern gekommen ist, ist wahrscheinlich. #FDP #Linke #Sonstige
Neuere und bessere Daten dazu hat @NilsSteiner bei #Musk gepostet. Nachteil dabei ist, dass es nur eine punktuelle Erhebung ist. Der Zeitpunkt war in der ersten Maihälfte, kurz vor dem jüngsten Anstieg, wo die AfD noch kaum über dem Maximum zur Zeit der #ltwnds22 war. [10/11]
Der große Vorteil am #GLES-Panel ist aber, dass das Wahlverhalten der meisten Befragten schon kurz nach der #btw21 abgefragt worden ist, wo sie es in der Regel noch nicht vergessen haben. Insbesondere bei den Nichtwählern muss man aber trotzdem vorsichtig sein; viele davon sind für Umfragen einfach nicht erreichbar und müssen irgendwie recht spekulativ ersetzt werden. [11/11]